EGO II - "Spiritual Awakening" oder "Ego-death"
- Conscious Technology
- 18. Sept. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Feb.

Wie oft hatten wir das Gefühl der Antriebslosigkeit bis hin zur Depression?
Die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt sich uns dabei oft. Je spiritueller und achtsamer man wird, desto mehr gefällt einem der Gedanke, an sich selbst zu arbeiten – immer etwas zu verbessern, immer weiterzukommen. Ein Aha-Moment folgt dem nächsten, und es wird fast zu einer Sucht. Daraus kann schnell ein „spirituelle Ego“ entstehen, das beginnt, über andere zu urteilen, die nicht so „woke“ sind wie man selbst.
Ich würde mich als jemanden beschreiben, der sich gerne mit seinen eigenen Problemen beschäftigt. Es gibt Tage im Monat, an denen ich merke, dass ein Tief auf mich zukommt. Da ich sehr aufmerksam bin und darauf höre, wie ich mich fühle, bin ich darauf eingestellt. In solchen Momenten gibt es einen kleinen Teil in mir, der sich auf den bevorstehenden Durchbruch oder „Release“ freut. Sogar die möglichen Tränen sind mir willkommen. Kürzlich hatte ich wieder so einen Moment, in dem ich keine Lust auf die Arbeit hatte. Gleichzeitig wollte ich mich auf die Couch kuscheln und über das aufkommende Tief nachdenken. Ich war bereit, durch dieses Tal zu gehen. Solche Phasen von Hochs und Tiefs erlebe ich oft, wobei Ersteres öfter vorkommt.
Das ist also eine meiner Identifikationen: Ich bin jemand, der gerne „an sich arbeitet“. Aber gibt es wirklich so viele Dinge, durch die ich mich durcharbeiten muss? Schlummert so viel Unschönes in mir?
Der „Aha-Moment“ kam ganz leise, aber in einer unmissverständlichen Klarheit. Es war nicht spektakulär, so wie sich das Ego, das vielleicht vorstellt. Bevor ich das Gefühl des „Tiefs“ hatte, ging es mir gut. Für mich bedeutet „gut“ ein Gefühl von Frieden und Zufriedenheit. Doch plötzlich war da dieses altbekannte Gefühl, dass nicht alles in Ordnung sei. Ich wollte nicht zur Arbeit, und meine Begründung war: Ein Tief steht bevor.
Doch jetzt verstehe ich, dass es gar kein Tief war, sondern mein Ego. Gekleidet und verhüllt in dem Gefühl des "Tiefs". Bildlich habe ich es mir so vorgestellt: Ich schwimme an der Wasseroberfläche, bin eigentlich zufrieden, doch aus dem Nichts greift eine Hand nach mir und versucht, mich nach unten zu ziehen.
Es war, als wären mir die Schuppen von den Augen gefallen. Plötzlich wurde mir klar: Ich hatte in meinem Leben noch nie ein „spirituelles Awakening“ – ich hatte immer nur „Ego-Deaths“ erlebt. Also Momente, in denen die falsche Identifikation mit dem Ego wegfiel.
Diese Erkenntnis ist so bedeutend, weil sie meine Perspektive verändert hat. Bis dahin dachte ich immer, dass mein Bestreben, mich zu verbessern, der richtige Weg war und mir tatsächlich geholfen hatte. Aber in Wahrheit versuchte ich, eine Faust zu öffnen, indem ich mich noch mehr anstrengte, ohne zu verstehen, dass ich einfach hätte loslassen und entspannen müssen.
Wenn ich ehrlich bin, gibt es eine gewisse angenehme Vertrautheit darin, mich mit meinen Problemen auseinanderzusetzen. In der Vergangenheit habe ich solche Momente oft genutzt, um Situationen oder Menschen zu meiden. „Ich kann heute nicht... weil (insert Ausrede).“ Jetzt verstehe ich zum ersten Mal, dass ich diese Tiefs in gewisser Weise selbst erschaffen habe. Bestimmte Erlebnisse aus meiner Vergangenheit, die ich als „schlecht“ kategorisiert hatte, wurden vom Ego genutzt, um seine Identität zu bestätigen und seine Existenz zu rechtfertigen. (Natürlich nutzt es auch "positive" Erlebnisse, aber das ist ein Thema für einen anderen Blogeintrag)
Du kennst sicherlich die Geschichte von der Hand und der heißen Herdplatte, um den Lerneffekt bei Kindern zu verdeutlichen. In meinem Beispiel habe ich die Platte durch ein Stück glühender Kohle ersetzt.
Stell dir vor, du hast die Kohle aufgehoben und dich daran verbrannt. Deine Finger schmerzen, du weinst und bist verängstigt. Das Ego speichert diesen Moment als negativ ab – als etwas, das unbedingt vermieden werden muss. Nach einer Weile denkst du nicht mehr an die Situation und fühlst dich besser. Doch in Momenten, in denen alles gut ist, verliert das Ego an Bedeutung. Es droht zu verschwinden. Was tut es also? Es gibt dir das Gefühl, die Wunde heilen zu können, obwohl der Körper diese bereits von selbst heilt. Da das Ego jedoch Probleme braucht, um zu existieren, hebt es die glühende Kohle einfach wieder auf – nur um zu sagen, dass es so etwas unbedingt verhindern will.
Wenn du jemanden beobachten würdest, der sich so verhält, würdest du ihm vermutlich die Hände verbinden oder jemanden rufen, damit er oder sie sich nicht weiter selbst verletzen kann.
Was ich damit sagen will: Es mag sein, dass du eine schwere Vergangenheit hattest und unbeschreibliche, ungerechte und schmerzhafte Erfahrungen gemacht hast. Aber jedes Mal, wenn du deine Handlungen durch deine Vergangenheit rechtfertigst und aus dem Ego heraus handelst, hebst du dieses Stück Kohle wieder auf. Wir täuschen uns, wenn wir sagen, jemand anderes hätte uns den Schmerz zugefügt, indem er oder sie die Kohle in unsere Hand gelegt hat. So sehe ich das nicht. Wie wir die Situationen betrachten und die Art und Weise, in der wir auf sie reagieren ist unsere Entscheidung. In vielen Situationen reagieren wir unbewusst aber wir haben trotzdem die Kontrolle.
Mein Rat: Lass das Stück glühender Kohle einfach liegen. Auch wenn du dich in der Vergangenheit immer wieder damit identifiziert hast – hebe es nicht wieder auf. Es mag schwerfallen, da wir einen Teil unseres „Ich“-Bewusstseins daraus ziehen. Aber das Leben wird dir immer wieder solche Situationen bringen, bis du die Kohle liegen lässt und aufhörst, dich selbst zu verletzen.
Je mehr falsche Identifikationen von dir abfallen, desto smarter und trickreicher wird das Ego. Einerseits wirst du aufmerksamer, andererseits trägt es immer mehr Gesichter, die dir ähnlichsehen. Es wird sogar scheinbar deine Ambitionen unterstützen, es loszuwerden. Doch auch das ist nur ein weiterer falscher Gedanke, der in eine Sackgasse führt.
Solange du jeglichen Widerstand auflöst, brauchst du dir keine Sorgen, um die Machenschaften des Egos zu machen. Das Ziel ist es, das Ego zu integrieren und es zu lieben.
Aufgabe – "Ego-Death":
Mit dieser Methode versuchen wir, dem Ego den Wind aus den Segeln zu nehmen und den Moment im Hier und Jetzt zu akzeptieren.
Wähle ein Thema, bei dem du inneren Widerstand spürst, z. B. „Ich mag meine Arbeit nicht, ich will nicht hingehen, es ist Zeitverschwendung“. Eine mögliche körperliche Wahrnehmung könnte ein Knoten im Magen sein, ein pochendes Gefühl im Herzbereich oder Druck im Solarplexus. Schreibe dir auf, was dein Thema ist und wie es sich in deinem Leben und deinem Körper äußert.
Jetzt tue das, was das Ego im Meer der Gegenwart versinken lässt: Löse den Widerstand auf, indem du deiner Angst ins Gesicht siehst. Die Vorstellung, die so „angsteinflößend“ ist, dass das Ego alles tut, um sie zu umgehen – etwa durch Prokrastination, das Ertränken in Serien oder Filmen, oder die Betäubung durch Rauschmittel oder Alkohol.
Stelle dir zum Beispiel vor, dass du dein restliches Leben mit dieser Arbeit verbringen wirst. Jeden Tag für die nächsten 20, 30, 40 oder 50 Jahre. Beobachte, wie du und dein Körper reagieren. Sei geduldig mit dir, aber bleibe in der Emotion und fühle sie so vollständig wie möglich. Mit der Zeit wird sich der Widerstand auflösen.
Diese Methode kannst du auf alle Themen anwenden.
Du wirst schnell merken, wie dieser „Teil“ deines kleinen „Ichs“ integriert wird und mit der Zeit verschwindet. Denn Konzepte wie die Unendlichkeit und das „Jetzt“ sind für das Ego nicht greifbar. In dieser Zukunft kann es nicht existieren, da es begrenzt ist.
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Bis zum nächsten Mal! Love, CT
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